Die SPIEGEL-Affäre von 1962. Und was danach geschah.

Das Jahr 1962 markiert einen Wendepunkt in der Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland. Hatten sich bisher alle und alles der politischen Ordnungsmacht untergeordnet, so veränderte der 26. Oktober 1962 fast alles. Die Menschen gingen auf die Strasse, sie diskutierten, die Bonner Regierung unter Konrad ADENAUER musste klein beigeben und der Bundesverteidigungsminister Franz Josef STRAUSS, der den Bundestag angelogen hatte, zurücktreten. Danach begann eine neue Republik. Die Folgen sind bis heute spürbar: Der zweite Versuch staatlicher Macht im Jahr 2015, ein unbotmäßiges Medium, netzpolitik.org, mit dem Vorwurf des "Landesverrats" zur Strecke zu bringen, misslang. 

Der Name der Affäre orientierte sich 1962 an dem unbotmäßigen Medium und nicht an den Verantwortlichen bzw. jenen, die diesen Skandal ausgelöst hatten. Dies entsprach der damaligen politischen Kultur.

Heute ist das längst anders: Affären werden nach den eigentlichen Verursachern benannt. Deswegen kann man unter Spiegel-Affäre heute das zusammenfassen, was mit dem SPIEGEL-Schreiber Claas RELOTIUS verbunden wird: gefakte Reportagen, die im Dezember 2018 bekannt wurden. 

Die SPIEGEL-Affäre 1962, die wir hier rekonstruiert und dokumentiert haben, können Sie auch direkt aufrufen und verlinken: wahlweise unter www.spiegelaffäre.de oder www.ansTageslicht.de/spiegelaffaere.


"Wir haben einen Abgrund von Landesverrat": die SPIEGEL-Affäre im Überblick

Das hätte damals niemand gedacht: Dass die staatliche Macht mit der "Sicherungsgruppe Bonn", einer Spezialabteilung des BKA und angeführt durch einen ehemaligen strammen SS-Mann, zusammen mit dem "Militärischen Abschirmdienst" MAD und unterstützt durch Kriminalpolizei vor Ort in die Redaktion des SPIEGEL einziehen würde, um den ganzen Betrieb für 6 Wochen lahm zu legen. Anlass: ein kritischer Bericht des Magazins über ein Nato-Mannöver, das die Folgen eines Atomkrieges durchgespielt hatte. Hintergrund: die Dauerfehde zwischen dem SPIEGEL und dem damaligen Verteidigungs-minister Franz Josef STRAUSS. Die Affäre sollte die noch junge Republik verändern.

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Die SPIEGEL-Affäre bis zur Invasion im Oktober 1962 - Chronologie Teil I

Die Affäre datiert zurück ins Jahr 1957, als DER SPIEGEL sich schnell auf die agressive Atompolitik von Franz Josef STRAUSS (FJS) einschießt. Dann sind es seine vielen Skandale, über die das Magazin genüsslich berichtet. Sehr zum Uniwllen von FJS. Der wartet nur auf eine passende Gelegenheit, um zurück zu schlagen. 1962 ist es soweit. Die anschwellende Kuba-Krise, die beinahe den 3. Weltkrieg auslöst, ist der ideale Hintergrund, um loszuschlagen.

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SPIEGEL-Affäre 1962: das Vorspiel seit 1957 im Detail

Wenn man nicht selbst in Erscheinung treten möchte, weil man gerade mit einer aktuellen Affäre 'Saubermann' - Probleme hat, lässt man andere machen. Ein ehemaliges aktives Mitglied der NSDAP, inzwischen aktives Mitglied in der CSU, zugleich Professor für Staatsrecht und begeisterter Militarist vor und nach 1945, stellt Strafanzeige gegen den SPIEGEL bei der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe: wegen Landesverrats.

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SPIEGEL-Affäre 1962: die Invasion am 26. Oktober

Während in Washington im Weißen Haus und unbemerkt vom Rest der Welt die Krisenstäbe wegen Kuba tagen, sitzen in Karlsruhe und Bonn andere Leute zusammen: Bundesanwaltschaft, Experten aus dem Bundesverteidigungs-ministerium und Vertreter des BKA. In den USA spielt man wegen der anlandenden Atomraketen aus der Sowjetunion die Folgen einer militärischen Invasion auf Kuba durch. In Karlsruhe wird die polizeiliche Invasion in Hamburg vorbereitet: bis auf das letzte Detail. Am Freitag, den 26. Oktober 1962, als die Kubakrise auf ihren Höhepunkt zusteuert, schlägt in Deutschland die Staatsmacht zu.

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Journalistische Solidarität und "Hamburger Kumpanei" bei der SPIEGEL-Affäre

So wirkungsvoll Bundesanwalt BUBACK, das BKA sowie der MAD die Redaktionsräume des SPIEGEL lahmlegen können, so wenig wirksam lässt sich das andere Ziel umsetzen: den SPIEGEL wirtschaftlich auszutrocknen. In seltener Eintracht kommt es zu ungeahnten Solidaritäts-aktionen. In den Redaktions-stuben anderer Medien werden Stühle zusammengerückt: alle SPIEGEL-Journalisten finden Unterschlupf - auch bei Konkurrenten. Die Invasion verstehen alle als Generalangriff auf die Pressefreiheit. Außerdem gibt es da die "Hamburger Kumpanei" - viele der liberalen Verleger sind untereinander 'verbandelt':

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SPIEGEL-Affäre und Protest: Die Zivilgesellschaft geht auf die Strasse

Das war neu: Dass sich Menschen an unterschiedlichen Orten in der ganzen Republik zum Protest aufschwingen. Und demonstrieren. Oder diskutieren. Und sich um die Pressefreiheit Sorgen machen.

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Protest in Hamburg: Der 31. Oktober und der 1. November

Der Protest gegen die Besetzung des SPIEGEL verschafft sich natürlich besonders in Hamburg Luft. Bei der Podiumsdiskussion im Audimax der Uni sind alle Plätze besetzt: 2.100 Menschen. Und weitere 300 draußen, die keinen Platz mehr bekommen haben.

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SPIEGEL-Affäre 1962: Protest in Lüneburg

Selbst in einer (kleinen) Stadt wie Lüneburg zieht die SPIEGEL-Affäre Menschen in den Bann. 700 Zuhörer bei einer Diskussionsveranstaltung. Und weitere 200 draußen, die keinen Platz mehr innen bekamen.

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Die Kubakrise. Wie sie die SPIEGEL-Affäre beeinflusst

Die Aktion wurde so geheim geplant, dass es keinerlei schriftliche oder elektronische Kommunikation über Telefon-netze gab: Um sich für einen neuen Stützpunkt für Langstreckenraketen in der Türkei zu revanchieren, steuern aus vielen sowjeti-schen Häfen Frachtschiffe auf Kuba zu. Die Ladung ist geheim und deshalb gut getarnt: atomar bestückte "SS 4" und "SS 5"-Raketen. Als die USA Verdacht schöpfen, bricht Nervosität im Weißen Haus aus: Krisenstäbe tagen rund um die Uhr und diskutieren Optionen. Die Krise erreicht ihren Höhepunkt einen Tag nach der SPIEGEL-Invasion - ideal für die Aktion in Hamburg.

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Die SPIEGEL-Affäre: Wie es nach der Invasion weitergeht (Chronologie Teil II)

Nichts bleibt mehr wie vorher: In Bonn kracht das Kabinett auseinander und STRAUSS muss gehen - im Bundestag wird er als Lügner ertappt. Deutschlandweit gibt es Demonstrationen und Proteste. Die Auflage des SPIEGEL steigt: die Menschen haben begriffen, wie wichtig eine unabhängige und freie Presse ist. Und die Staatsmacht gibt die ersten verhafteten Journalisten wieder frei - Rudolf AUGSTEIN ausgenommen.

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Wie die Wahrheit bei der SPIEGEL-Affäre scheibchenweise ans Tageslicht kommt

Franz Josef STRAUSS direkt nach der Invasion um Mitternacht am Telefon mit Spanien: „Herr Oberst Oster, ich komme soeben vom Bundeskanzler und dies, was ich jetzt zu sagen habe, ist ein dienstlicher Befehl zugleich im Namen des Bundeskanzlers. … Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Herr Ahlers so schnell wie möglich festgesetzt wird, damit der Generalbundesanwalt durch Ahlers erfährt, wo das Loch im Verteidigungministerium ist." STRAUSS zwei Wochen später vor dem Bundestag: "Mehr wusste ich nicht. Ich wusste nicht, was kommt; ich wusste nicht, wann es kommt; ich wusste nicht, gegen wen es kommt, usw." STRAUSS hat gelogen, muss zurücktreten.

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Das (juristische) Ende der SPIEGEL-Affäre - Chronologie Teil III

AUGSTEIN, nach 103 Tagen aus dem Gefängnis entlassen, zieht vor das Bundesverfassungsgericht. Zwar weisen die Richter 1966 bei Stimmengleichheit die Verfassungsbeschwerde zurück, aber sie setzen einstimmig zukunftsweisende Standards:Sie sprechen von der "öffentlichen Aufgabe der Medien" und von dazu notwendigem Informanten-schutz. Redaktionsräume und Redaktionsgeheimnis sind für die staatliche Macht tabu!

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Was sich nach der SPIEGEL-Affäre ändert

Politikwissenschaftler und Zeithistoriker sind sich einig: Die SPIEGEL-Affäre markiert einen Wendepunkt. Kurz: in der Bundesrepublik erwacht die Demokratie. Kurzfristig: STRAUSS muss zurücktreten, ADENAUER seinen Rückzug ankündigen. Die CDU, bisher katholisch-kölsch geprägt, wird liberaler und protestantischer. In der FDP scheiden die ehemaligen Nationalkonservativen und NSDAP-Sympathisanten aus. Langfristig: "Landesverrat" wird neu definiert, Landes-pressegesetze aus der Taufe gehoben. Die Diskussion um die NS-Zeit beginnt - namhafte Akteure der Macht erweisen sich als 'braun' eingefärbt. Und die Protestkultur nimmt neue Formen und Kulturen an. Bis heute:

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Die SPIEGEL-Affäre in Illustrationen, Karikaturen und Comics

Design-Studentinnen der HAW erzählen die SPIEGEL-Affäre in ihrer Sprache: in Comic-Strips von Mara WILD, Karikaturen von Kasia KANDEL, Illustrationen und Infografiken von Pia BUBLIES

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Porträts zu den Akteuren der SPIEGEL-Affäre

Die Akteure in Portraits: gezeichnet von Julia GRIMM und Vanessa HARTMANN - Design-Studentinnen der HAW

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SPIEGEL-Affäre: ABC der Akteure

Die wichtigsten Namen und Personen sowie ihre Ämter und Funktionen: bei der SPIEGEL-Affäre 1962, nach 1945 und die Zeit davor im "Tausendjährigen Reich". Und: die NSDAP-Mitgliedsnummern

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ABC der Zeitzeugen in der SPIEGEL-Affäre

2012 konnten wir noch eine ganze Reihe von Personen befragen, die die SPIEGEL-Affäre miterlebt hatten: unmittelbare Akteure wie Helmut SCHMIDT, aber auch indirekt involvierte Zeitzeugen

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Axel SPRINGER und die SPIEGEL-Affäre: ein Verleger in der Zwickmühle

Einem der Hamburger Verleger kam die Affäre höchst ungelegen. Mit seiner BILD-Zeitung musste er seine konservativen Leser bedienen, das Hamburger Abendblatt indes war die Tageszeitung des liberalen Bürgertums in Hamburg - ein ungewöhnlicher journalistischer Spagat.

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Literatur und Quellen zur SPIEGEL-Affäre

Die wichtigsten und ergiebigsten Quellen. Nicht nur für uns, sondern ganz generell

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Das hamburgweite Projekt "50 Jahre SPIEGEL-Affäre 1962"

Der Standort Hamburg bedeutet für die Medien-branche vieles: Er ist einer der bedeutensten Presse-zentren. So hat auch DER SPIEGEL hier seinen Sitz. Zugleich ist Hamburg einer der wichtigen journali-stischen Ausbildungsorte - der passende Raum, 50 Jahre danach die Affäre aufzuarbeiten.

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Die Partner, das Team

Die multimediale Aufbereitung der SPIEGEL-Affäre 50 Jahre danach war ein hamburgweites Projekt. Beteiligt: 3 Hochschulen, 4 Studiengänge. Anders gesagt: viele Studenten. Zwei Versionen der Darstellung gibt es: Jene, die Sie gerade besichtigen und unter www.spiegelaffäre.de ansteuern können (identisch mit www.ansTageslicht.de/Spiegelaffaere). Die andere: www.spiegelaffaere.de.

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Online am: 26.10.2012
Aktualisiert am: 27.04.2019


Inhalt:

Die SPIEGEL-Affäre 1962 und danach


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